Chenin blanc

Chenin blanc

Chenin Blanc ist eine Rebsorte, die ursprünglich aus Frankreich stammt, dort aber dem beliebten Chardonnay auf vielen Weinbauflächen weichen musste. Vouvray und Savennières im Loiretal werden als Stammregionen angesehen und sind auch heute noch die wohl bekanntesten Anbaugebiete für Chenin Blanc. Die Rebsorte wird trocken und moussierend, aber auch lieblich ausgebaut. Im Loiretal wird viel Schaumwein produziert und die Winzer verarbeiten hauptsächlich Chenin Blanc und Chardonnay für ihre Crémants, die sich durch herbe, frische Fruchtnoten auszeichnen.

Ich persönlich lernte diese Rebsorte erst im Winter 2019 in Südafrika besser kennen. In diesem wunderbaren Land, wo seit dem 17. Jahrhundert Wein gemacht wird, nimmt Chenin Blanc fast ein Fünftel der Rebfläche ein. So gut wie jeder südafrikanische Winzer produziert auch einen Chenin Blanc und entsprechend groß ist die Geschmacksvielfalt. Dies begünstigt der hohe Säuregehalt des Weins, der verschiedene Ausbaumöglichkeiten von fruchtig bis intensiv möglich macht. Typisch für den Chenin Blanc sind die zarten grünen Noten in der Nase und dennoch schmeckt diese Traube intensiv und trocken-fruchtig. Am besten gefallen mir die Varianten, wo neben Apfel- und Zitrusnoten auch Aromen von Vanille, Honig und Löffelbiskuit mitschwingen, die auf den Ausbau im Holzfässern zurückgehen.

Die südafrikanischen Winzer selber empfehlen ihre schlanken, rassigen „Steens“ (Afrikaans für Chenin Blanc) gerne als Terrassenwein und Speisebegleiter zu Salaten, Fisch und Geflügel.

Meine absoluten Favoriten nach einigen Verkostungen sind:

  1. Donkiesbaai Steen 2018“ von der Winzerfamilie Engelbrecht, der auch das (Rotwein-) Weingut Rust en Vrede in Stellenbosch gehört
  2. „Kleine Zalze Family Reserve Chenin Blanc 2017“, Kleine Zalze, Stellenbosch
  3. „Chenin Blanc/Sauvignon Blanc 2018/2019“ von Karusa Vineyards, Canog Valley, Oudtshoorn

Chenin Blanc in good old Germany

In den süddeutschen Vinotheken meines Vertrauens gibt es natürlich nicht diese üppige Auswahl südafrikanischer Chenin Blancs. Vorherrschend ist hier die eher einfache und gefällige Signature – Variante des Weinguts Spier. Umso glücklicher war ich, als ich im Sommer ausgerechnet in einem typisch bayrischen Biergarten, dem Jagdschloss in Obermenzing, eine Auswahl des Weinguts Rust en Vrede auf der Tageskarte sah, darunter auch ein Chenin Blanc. Serviert wurde dieser dann in kleinen Glasflaschen (statt Krüglein oder Glas) im tragbaren Weinkühler auf dem Tisch.

Eine exzellente Auswahl hat übrigens The Winestore von Max & Moritz, die einen ganz auf Südafrika spezialisierten Online-Weinshop betreiben.

Sehr gut gefällt mir auch ein französischer Cremant aus Chenin blanc, der „Vouvray Gilet BRUT“ des Weingutes Domaine de la Rouletière von Jean-Marie Gilet, den ich bei Rindchen’s Weinkontor in München-Nymphenburg entdeckt habe. Er duftet fein nach Hefegebäck, Birne und ein wenig Nuss und hat ein weiches Mousseux am Gaumen.

Eine ganz eigene Interpretation der Rebsorte durfte ich kürzlich von Oliver Zeter, Pfalz, probieren. Er roch würzig, nach Brot, Nüssen und Vanille, schmeckte dann aber trocken-fruchtig mit mineralischen Noten und brachte Erinnerungen an die schönen Weine Südafrikas zurück. Im Vinum Weinguide 2022 erhielt der Jahrgang 2019 übrigens 88 Punkte („Sehr guter Wein, der in der Regel fein altert. Oft…das beste Preise-Genuss-Verhältnis“.)

Das Viino-Fazit: 

Chenin Blanc ist eine faszinierende und unterschätzte Rebsorte mit einem großen Aromenspiegel. Sie ist vielseitig ausbaubar vom schlanken, trockenen Terrassenwein über Speisegleiter zu Fisch und Geflügel bis hin zu exzellenten Dessertweinen. Mit ihrer frischen Säure bringt die Traube hervorragende Crémants hervor und bei entsprechender Kellerarbeit hat Chenin Blanc auch ein ausgezeichnetes Alterungspotential.

Fotos: Claudia Stallinger