Riesling – die deutsche Vorzeige-Rebsorte

Riesling – die deutsche Vorzeige-Rebsorte

Mein Weg zum Riesling war nicht einfach und die Reise dauert noch an. Rieslingwein hat mich oft überfordert, weil er so viele Ausprägungen hat, ich mich nicht auskannte und daher oft einen erwischte, der mir nicht so schmeckte. In meinen Zwanzigern war ich daher eine Chardonnay-Trinkerin, da konnte auch beim offenen Wen nicht so viel schiefgehen. Die Augen geöffnet hat mir erst ein italienisch-sprachiger Weingenießer in der Vinothek im Paradeis in Magreid, Südtirol. Eine Freundin und ich probierten gerade den Riesling von Alois Lageder und der Italiener schimpfte mit uns, weil wir in Deutschland so ideale Böden und klimatische Bedingungen für diesen Wein haben wie nirgendwo sonst auf der Welt, aber nach Italien fahren, um dort angebauten Riesling zu verkosten. Das brachte mich ins Grübeln und ich fing an, mich auch in Deutschland mit mehr Mut durch verschiedene Rieslinge zu probieren.

Riesling Basis-Wissen: Lage, Lage, Lage?

Für Riesling-Neuentdecker können diese Fakten rund um die Rebsorte nützlich sein:

Weinberg entlang Flußtal
Weinberg entlang Flußtal
  1. Riesling ist der in Deutschland am meisten angebaute Wein: Er nimmt fast ein Viertel der gesamten Rebfläche ein und wächst in allen Anbaugebieten. Mit über 23.000 ha haben wir auch weltweit die mit Abstand größte Rieslingrebfläche. Die größeren Anbaugebiete sind die Pfalz, Mosel, Rheinhessen und Württemberg. Aber auch an der Nahe oder im Rheingau lassen sich herrliche Tröpfchen finden.
  2. Keine Rebsorte zieht so viel Klasse aus dem Boden wie der robuste Riesling. Das vielfältige Aromenspiel wird jedoch durch die Lage bestimmt. Da er langsam reift und spät geerntet wird, gedeiht er in Steillagen entlang von Flusstälern besonders gut, weil er dort noch gut die letzten Herbstsonnenstrahlen mitnehmen kann. Typisch für den Riesling ist seine fruchtige Säure.
  3. Die besten deutschen Lagen wurden durch den VDP Verband Deutscher Prädikatsweingüter nach französischem Vorbild bestimmt als Erste Lage für die ausgezeichneten und Große Lage für die absolut herausragenden Weinberge.
  4. Riesling wird in Deutschland in allen Qualitätsstufen ausgebaut. Das Aromaspiel reicht je nach Lage von fruchtig-frisch über mineralisch-trocken bis hin zu kräuterwürzig und restsüß oder edelsüß.

Welcher Riesling schmeckt mir – ein Leitfaden zum Probieren

Hier habe ich unseren Autor Toni um Rat gefragt, da er in seinem Weinladen über viele Jahre Kunden beraten hat und selbst auf eine jahrzehntelange Verkostungserfahrung zurückblicken kann. Toni riet mir Folgendes: Mach dir einen Plan („einen Plan“!). Das hat er tatsächlich so gesagt und ich verstand dann auch warum.

1. Nach Anbaugebieten vorgehen – die wichtigsten siehe oben.

2. Aus den ausgewählten Regionen jeweils mit den einfachen Qualitäten (Qualitätsweine/Kabinett – Rieslinge) des aktuellen Jahrgangs beginnen: in der gesamten Bandbreite von staubtrocken bis süß. Ich sortiere dann nach: Was hat geschmeckt, was hat weniger überzeugt.

3. Der nächste Schritt bringt mich zu den höheren Qualitätsstufen, also 2- 3 Jahre alte Rieslinge in Spätlesequalität von den Winzern und Regionen, die mir geschmeckt haben.

4. Erst wenn sich nach den Schritten 2 und 3 das Geschmacksbild und möglicherweise die bevorzugte Region verfestigt hat, empfahl er mir, die Großen Gewächse (also, die Weine aus Großen Lagen) zu verkosten. Hilft Geld zu sparen, da diese auch preislich recht anspruchsvoll sind.

Und hier noch ein Tipp zum Verkosten in Gesellschaft: Manche Weinliebhaber riechen im Riesling sogenannte „Petrolnoten“. Das soll so ein Duft nach Mopedabgasen sein, der in gereiften Rieslingen vorkommen kann. Ganz ehrlich: ich konnte das noch nie erschnuppern (Gott sei Dank!) und es sollte sich niemand schlecht fühlen, der es ebenfalls nicht riechen kann, auch wenn der ganze Tisch anderer Meinung ist. Ein guter Wein ist ein Wein, der einem gut schmeckt, egal was die anderen sagen!

Kind im Weinberg
Kind im Weinberg

Das Viino-Fazit

Riesling ist für mich weiter eine Reise, auf der die Ankunft noch nicht in Sicht ist – einfach weil die Auswahl so groß ist und sich jedes Weinjahr nochmal verändert. Deshalb denke ich ernsthaft darüber nach, meinem Riesling-Trinken mehr Struktur zu geben und einen Plan zu machen – wie von Toni vorgeschlagen. Wann ich dazu komme, diesen Plan runter zu pinnen, weiß ich aber noch nicht und bis dahin mache ich es einfach wie bisher: ich probiere, kaufe dann, schreibe mir auf ob ich das nochmal kaufe und – das Wichtigste – GENIESSE!

Fotos: Pixabay

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Autorin und Gründerin von viino Obwohl ich eine waschechte Ober-Bayerin bin, habe ich immer schon lieber Wein als Bier getrunken. Seit 1998 beschäftige ich mich intensiver mit dem wunderbaren Traubensaft: ich besuche Weingüter, nehme an Kellerführungen teil, gehe auf Weinmessen und tausche mich dort mit […]

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